Ds Nelly

 

 

 

Ich, Nelly bin am 4. November 1963 im Hasliberg geboren und mit 8 Geschwistern aufgewachsen.

 

1996 verliebte ich mich in Grindelwald in einen dort als Postauto-Fahrenden Flachländer, der nur zur Wintersaison dort war - in Andreas!

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

1997 bin ich mit meinen 4 Kindern Cornelia, Michael, Peter und Yolanda in einem kleinen Haus in Grossffoltern mit Andres zusammengezogen.

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

9. Juni 2000 haben wir geheiratet. Wir waren eine glückliche Patchwork-Familie.

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

Im selben Jahr hat sich mein Mann Andreas ( Andy) einen Reise Car gekauft und sich selbständig gemacht - das Geschäft lief gut und im folgenden Jahr kam noch ein Car dazu. Er arbeitete viel und oft bis spät in die Nacht (ich war da schon lange am schlafen).

 

5 Jahre später löste der Stress und das viele Arbeiten bei Andreas ein born-out aus und er entschied sich dazu alles aufzulösen und nach Süd Afrika auszuwandern. Ich als seine Ehefrau habe das, ihm zu Liebe, mitgemacht.

 

Eines schönen morgens, als ich die Wäsche machte, fand ich bei Andreas Frauenkleidung. Ich war geschockt! Geht mir Andreas fremd?

  

Am Abend habe ich ihn darauf angesprochen. Der Schock war noch grösser, als gedacht - nichts was ich mir je gedacht hätte. Er erklärte mir, dass er eigentlich kein Mann sei; dass in ihm eine Frau sei, er fühle wie eine Frau würde nur im versteckten als Frau Leben.

Ich lebe gar nicht mit einem Mann zusammen?.........Bin ich lesbisch oder muss ich jetzt lesbisch werden???

 

Es ekelte mich an ihn in Frauenkleidern zu sehen - aber ich gewöhnte mich auch ganz langsam daran! Die Angst war aber gross, dass uns jemand entdecken könnte.

 

Im August 2006 starteten wir in ein mir völlig unbekanntes und neues Leben. Eigentlich wollte ich dies nicht, 10'000 km von meinen Kindern weg - keine Ahnung wie es weiter geht. Aber ich liebe Andreas und ich "spielte" mit, auch wenn die Tränen nicht mehr zu bremsen waren!

 

 

 

 

 

Der Alltag in Süd Afrika liess nicht lange auf sich warten. Die Sprache war kein Hindernis mehr und wir hatten auch bald gute Freunde gefunden und gingen viel auf Reisen. Dank Skype hatte ich auch Kontakt zu meinen Kindern.

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 Melcom Smith, ein guter Freund im selben Haus. Wir hatten so eine super Zeit!

 

Amman und Shannaz Alie sind unsere besten Freunde aus Kapstadt.

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

2011 wollten wir Ferien in der Schweiz machen. Im Februar landeten wir in Zürich und ich freute mich so sehr meine Kinder, Freunde, Verwandte und die Berge wieder zu sehen.

Andreas hatte grosse Schmerzen in allen Gliedern. Obwohl wir keine Versicherung hatten, hat sich sein Hausarzt das angesehen und geholfen, das alles in die richtigen Wege zu leiten. Im Inselspital Bern wurde die Diagnose Rheuma gestellt und er erhielt Medikamente, bis auch diese - ca. 4 Wochen später - die Schmerzen nicht mehr beseitigen konnten und wir wieder im Inselspital landeten.

 

Diesmal war die Diagnose nicht so gut. Seine Nieren arbeiteten noch zu 6%. Wenn nicht das Richtige gemacht worden wäre, hätte mein Mann noch 10 Tage zu Leben gehabt!!!!! 

 

Andreas und ich entschieden uns zu Kämpfen und alles mögliche zu tun, dass er überlebt.

 

 

 

 

 

 

 

Die Ärzte fanden heraus, dass Andreas unter der seltenen, Autoimmunkrankheit,

"Wegener" leidet die evtl. durch Stress verursacht wird.

 

Später besuchte mein Mann eine Psychiaterin und erzählte Ihr auch von seiner Transidendität. Die Möglichkeit sei gross, dass durch das ständige unterdrücken und verstecken der Tatsache, dass er eine Frau im Männerkörper sei - seinen "Becher" mit Stress und Druck schon bis zur Hälfte gefüllt hat, sodass nicht mehr viel Stress und Druck nötig waren um den "Becher zum überlaufen" zu bringen. Beim ersten mal sei es nur ein Burnout gewesen und beim zweiten mal könnte dies zum Ausbruch der Krankheit verholfen haben.

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

Andreas nannte sich jetzt Andrea und war zu Hause eigentlich nur noch als Frau - ausser es kam z.B. Besuch. Er/Sie genoss es mit mir in Frauenkleiderläden shoppen zu gehen. Er war, so glaube ich, nicht mehr der Mann den ich liebte, sondern der Mensch mit dem ich zusammen bin. Lustig, aufgestellt und ich glaube er ist glücklich als Frau.

Auch als Mann machte er mich glücklich. Ich liebte beide Seiten von Ihm.

 

An einem Samstag im Dezember 2015 entschied sich Andreas einmal als Frau an ein Trans Treffen zu gehen. Am Sonntag habe ich ihn, wie noch nie, so glücklich gesehen. Den ganzen Tag erzählte er wie er es genossen hat, Frau zu sein und das er sogar in eine Polizeikontrolle gekommen sei und der Polizist ihn total als Frau akzeptiert hat!

 

Es ging nicht lange, bis er kam und zu mir sagte: "Ich bin so glücklich als Frau, ich möchte wirklich Frau werden und sein!"

 

Ich musste meinen Andy immer mehr gehen lassen - was noch heute schmerzt und wohl ewig schmerzen wird. Ich Liebe Andrea, sie ist nicht ein anderer Mensch, einfach glücklicher. Wir gehen campen, shoppen gehen an Weihnachtsmärkte was schön ist, anders schön.

 

Wir denken nicht was in einem Woche, Monat oder gar in einem Jahr ist, wir nehmen den nächsten Tag und bewältigen die Probleme die da kommen. Der Alltag mit Andrea ist langsam zur Normalität geworden und sie bringt mich immer noch zum Lachen wie vor 20 Jahren als ich sie, als den Postautochauffeur Andreas, kennen gelernt habe.

 

Haben Sie Interesse an einem Interview oder ein Vortrag über mich und die Transexualität in Ihrer Schule oder Verein, schreiben Sie mich an unter Kontakt